Rundgang: Historische Rundfahrt durch Urfahr
Neugasse bis Hoppichlerstraße
Wir fahren nun durch die Neugasse, Rosenstraße, Ottensheimerstraße zur Weberschule. Die Weberschule wurde 1913 nach den Plänen von Julius Schulte errichtet. Im Ersten Weltkrieg wurde die Schule als Lazarett verwendet, erst 1919 konnte der Schulbetrieb aufgenommen werden. Benannt ist die Weberschule nach den zahlreichen Webern, die hier in Heimarbeit für die Linzer Wollzeugfabrik gearbeitet hatten. Nach der Schließung der Wollzeugfabrik 150 ging die Zahl der Weber von 57 auf 9 zurück. Heute zählt die Weberschule zu den schönsten Schulbauten von Linz. Die Klassenzimmer sind für unsere heutigen Verhältnisse sicher großzügig, weil, als die Schule gebaut wurde, noch mit einer durchschnittlichen Schülerzahl von 80 pro Klasse gerechnet wurde.
Wir fahren nun durch die Schratzstraße wieder Richtung Rudolfstraße. Der aus Tirol stammende Johann Eugen Schratz besaß ein Bauunternehmen und führte im Gebiet südlich der Rudolfstraße besonders viele Bauten auf. Die Schratzstraße fällt heute durch ihre einmalige geschlossene klassizistische Verbauung auf.
Johann Eugen Schratz war auch im Gemeinderat tätig und erwarb sich vor allem um die Kanalisierung und die Wasserversorgung Urfahrs große Verdienste. Eine Büste von ihm schmückt die Fassade des Eckhauses Rudolfstraße/Schratzstraße. Parallel zur Schratzstraße verläuft die Gusshausgasse. Dieser Straßenzug war schon im 17. Jahrhundert besiedelt. 1875 entstand hier die Eisengießerei des Urfahrer Bürgers Anton Lange. Dieses gut gehende Unternehmen erzeugte unter anderem auch Dampfmaschinen und Fabrikseinrichtungen. Ende des 19. Jahrhunderts ging die Firma in den Besitz von Merlett & Posselt über. 1901 verlegte man sie nach Linz in die Nähe der Oberfeldstraße.
Wir fahren nun durch die Landgutstraße Richtung Bergbahnhof. Die Pöstlingbergbahn wurde Ende des 19. Jahrhunderts nach den Plänen von Josef Urbanski als eine der steilsten Adhäsionsbahnen der Welt mit einer Maximalsteigung von 105 Promille errichtet. Die Bahn wurde zusammen mit der Linzer Pferdestraßenbahn von der Union Elektrizitätsgesellschaft Berlin elektrifiziert.
Machen wir noch einen kleinen Abstecher Richtung Mühlkreisbahn. Mit der Einstellung der Pferdeeisenbahn entbehrte Urfahr einer Bahnverbindung in das Mühlviertel. 1880 gab es verstärkt Bestrebungen, die auf eine Bahnlinie in das obere Mühlviertel mit einem Anschluss an den südböhmischen Raum abzielten. Nach verschiedenen Konkurrenzprojekten wurde vom Staat die Konzession für eine Linie von Urfahr über Ottensheim, Neufelden, Rohrbach nach Aigen erteilt. Der Bau der Mühlkreisbahn entsprach einerseits dem Interesse der Mühlviertler Leinenindustrie, vor allem in Haslach und Helfenberg, der Lederfabrik Pöschl in Rohrabch, als auch der Holzindustrie, und andererseits entsprach die Bahn den Interessen der Linzer Wirtschaft, die auf die Eroberung neuer Märkte erzielten. Die Bahn wurde im Jahre 1888 eröffnet. Die 57,5 km lange Strecke wurde damals in nicht ganz vier Stunden zurückgelegt. In den letzten Jahren hat die Mühlkreisbahn vor allem durch den Ruck-Zuck-Zug an Attraktivität stark zugenommen und ist ein Beispiel dafür, dass es sich sehr wohl lohnt, den öffentlichen Verkehr bedarfsgerecht auszubauen.
Durch den Hof des Ziegelwerks Rieseneder fahren wir Richtung Hoppichlerstraße. Die Firma Rieseneder war die einzige Ziegelei, die in Urfahr den Sprung zur Industrialisierung mit einem Ringofen um 1920 geschaffen hatte, und die bis in die Mitte unseres Jahrhunderts hier in Urfahr Lehm abbaute. Ursprünglich hatte es in Urfahr 5 Ziegeleien gegeben, die sich alle am Fuße des Pöstlingbergs befanden und hier Lehm abbauten. Doch darüber später noch mehr.
Zum Haus Rieseneder sein noch erwähnt, dass es das älteste in Urfahr erwähnte Haus ist. Bereits im Jahre 1111 wird es in einer Besitzbestätigungsurkunde des Passauer Bischofs für das Kloster St. Florian unter anderem aufgezählt als ein Zehent zu Meierstorf. Gemeint ist damit, dass in der Landgutstraße gelegene Stammgut, das Meier zu Meierstorf heißt und seit 1784 Sitz der Familie Rieseneder ist.
Wir überqueren den Spielplatz und kommen in die Hoppichlerstraße. In der Hoppichlerstraße östlich der Aubergstraße befindet sich ein Ensemble aus dem dreißiger Jahren, das durch seine Einheitlichkeit heute noch auffällt.
Wir fahren die Aubergstraße weiter nach Norden. Ecke Parzhoferstraße/Auhofstraße steht der ehemalige Auberghof. Seit 1659 gehörte der Hof dem Landesanwalt Auer von Gunzing und wurde 1586 zum Edelmannsitz zum Anwesen erhoben. Nicht nur landwirtschaftliche Gründe, sondern auch eine Brauerei gehörten zum Anwesen, doch wurde dieses 1809 in den napoleonischen Kriegen arg verwüstet und stellte 1878 ihren Betrieb gänzlich ein. Die ehemals ausgedehnten Kellergewölbe nutzte zuletzt die Weinfirma Naderer als Weinkeller. Dieses Haus war also namensgebend für die gesamte Konskriotionsortschaft Auberg.