Rundgang: Die Linzer Altstadt

Pfarrgasse

Bis 1869 hieß sie Obere Pfarrgasse. Die Straßenseite mit den geraden Nummern ist lückenlos erhalten und zählt zu den schönsten Altstadtensembles in Linz. Gastwirte gehörten in dieser Gasse ebenso zu den Hausbesitzern wie Kaffeesieder, Geigen- und Lautenbauer, Schneider, Zeugmacher, Taschner, Hufschmiede, Riemer, Sattler und Bäcker.

Pfarrgasse 17

Von 1371-1441 stand an dieser Ecke das Bäckerzunfthaus. Noch heute gibt es hier eine Bäckerei hinter einem einladend wirkenden Portal.

Pfarrgasse 20, Mondseer Stiftshaus

1600 erwarb das Stift Garsten zwei Häuser, welche es 90 Jahre später an das Stift Mondsee verkaufte. Nach weiteren 40 Jahren kam das Haus an einen Hof- und Gerichtsadvokaten. Dieser ließ es von Johann Michael Prunner umgestalten, wobei im Erdgeschoss die Renaissanceteile weitgehend erhalten blieben. Das überlebensgroße Struckrelief von Mariae Himmelfahrt an der abgeschrägten Ecke ist kein Überrest der Stiftshäuser, sondern wurde erst vor rund 150 Jahren angebracht.

Domgasse 1, ehemaliges Jesuitenkolleg, Hauptpostamt

Dieser riesige Gebäudekomplex in der Südostecke der ehemals ummauerten Stadt besticht auch heute noch durch seine Größe. Die Jesuiten errichteten das Kloster von 1652 bis 1669. Wieso hatten gerade sie es zur größten Anlage innerhalb der Stadt gebracht?

Die Jesuiten

Zum Ostermarkt im Jahr 1600 waren die Jesuiten auf Geheiß des Kaisers nach Linz gekommen, um die Stadt wieder katholisch zu machen. Dazu war ihnen jedes Mittel recht.

Es gab einen Befehl, in dem es hieß, die Leute hätten wieder zum katholischen Glauben zurückzukehren oder auszuwandern. Unter dem Eindruck dieser Drohung nahmen 2.000 bis 3.000 Linzer an der Fronleichnamsprozession im Jahr 1600, die erstmals auch zur Kirche von St. Margareten führte, teil. Auch sonst hatten die Jesuiten Sinn für publikumswirksame Massenveranstaltungen. Schulkinder mussten in Zweierreihen die ganze Stadt abgehen und Zitate aus dem Katechismus aufsagen. Die konfiszierten evangelischen Bücher wurden öffentlich verbrannt. Zu Versehgängen nahmen die Patres bis zu 200 Kerzenträger mit. Teufelsaustreibungen und Wunderheilungen gehörten ebenso zum Rekatholisierungsprogramm wie die Bekehrung von Kindesmörderinnen und Prostituierten. Zu Ostern errichteten sie ein heiliges Grab, zu Weihnachten 1604 stellten sie erstmals eine Krippe auf. Die Jesuiten führten genau Buch über ihre Bekehrungserfolge. Ihre Erfolge zeigen sich auch darin, dass der Linzer Stadtrat – 1602 bereits gänzlich katholisch – die Petition für Glaubensfreiheit nicht unterschrieb. Für die Jesuiten selbst brachte ihre Arbeit vor allem wirtschaftliche Erfolge. Als sie nach Linz gekommen waren, mussten sie zunächst im Schloss quasi als Untermieter wohnen. Ein Jahr darauf bekamen sie bereits die Dreifaltigkeitskirche am Alten Markt mit dem dazugehörigen Stiftungshaus.

Durch eine größere Erbschaft konnten sie im Sommer 1608 ihre erste eigene Schule eröffnen. In den nächsten Jahrzehnten erwarben sie mehrere Häuser innerhalb des Altstadtbereichs. 1652 begannen sie mit dem Klosterbau in der Südostecke der Stadt. Als diese 1669 fertig war, folgte das nächste große Projekt. In knapp zehn Jahren wurde die große Ignatiuskirche mit ihren Doppeltürmen nach den Plänen von Francesco Carlone geschaffen.

Nach der Aufhebung des Jesuitenordens 1773 wurde das Gebäude fast 100 Jahre als Kaserne verwendet. Damals nannten die Linzer die heutige Kollegiumsgasse Flohgässchen, weil die Soldaten ihre Uniformen dort durch die Fenster ausschüttelten und dabei jede Menge Ungeziefer auf die Straße rieselte.
1879 zog die Postdirektion ein. 1922 bis 1925 wurde das Gebäude nach Plänen von Julius Schulte aufgestockt.

Heute ist hier ein Teil der Linzer Kunstuniversität untergebracht.

Die Jesuitenkirche wurde nach der Auflösung des Ordens von Kaiser Joseph II., der Oberösterreich auch zu einer selbständigen Diözese machte, zur ersten Linzer Bischofskirche bestimmt.