Die Jesuiten und der alte Dom

Vor rund 400 Jahren waren fast alle Leute in Oberösterreich protestantisch, der Kaiser aber war katholisch und hielt diese Religion für die einzig richtige.

Deshalb wollte er, dass alle Menschen zum katholischen Glauben zurückkehren. Deswegen holte der Kaiser den Jesuitenorden nach Linz. Die Jesuiten sollten die evangelischen Adeligen und Bürger der Stadt wieder katholisch machen.

Wer sich nicht zum katholischen Glauben bekannte, verlor sein Vermögen und musste auswandern. Viel von dem, was Protestanten zurück lassen mussten, bekamen die Jesuiten.

Sie schrieben genau auf, wie viele Leute pro Jahr wieder katholisch wurden. 1626 waren es 87, 1633 sogar 1000 Leute.

Außerdem kontrollierten die Jesuiten alles, was in der Stadt passierte, ganz genau, sogar die Predigten des Pfarrers in der Stadtpfarrkirche.

Alle Bücher, die neu gedruckt wurden, musste man ihnen vorher zur Zensur (=Kontrolle ) vorlegen.

Niemand mehr durfte daheim eine Bibel besitzen, denn die Jesuiten dachten, dass nur sie die Bibel richtig verstünden, außerdem hielten sie das Lesen für etwas Gefährliches. Sie wollten nicht, dass die Menschen selbstständig denken. Alle Leute sollten nur glauben und nachsagen, was die Jesuiten sagten.

Bald wurden die Jesuiten sehr, sehr reich und sie konnten mit dem Bau eines Klosters in der Südostecke der Stadt beginnen. Heute befindet sich im ehemaligen Kloster ein Postamt.

Die prächtige Kirche mit ihren zwei mächtigen Türmen, die heute noch das Bild des Hauptplatzes beherrschen, war größer und mächtiger als alle anderen Gebäude. Damit wollten die Jesuiten zeigen, wer die Herren in der Stadt waren. Sie weihten ihre Kirche dem heiligen Ignatius, ihrem Ordensgründer.

Nur neun Jahre hatte es gedauert, diesen Prachtbau außen und innen fertigzustellen. Wer die Pläne für diese Kirche gezeichnet hat, ist nicht ganz sicher. Aber man nimmt an, dass es Pietro Francesco Carlone war, der auch Stift Garsten entworfen hatte.Auch wenn man heute vor dieser Kirche steht und nach oben blickt, kommt man sich ganz klein und winzig vor.

Später wurden die Jesuiten dem Papst zu mächtig und er löste den Orden auf.

Die Ignatiuskirche stand also leer.

Als Linz vor gut 220 Jahren zu einem selbstständigen Bischofssitz (=Diözese) erhoben wurde, konnte der neue Linzer Bischof diese schöne Barockkirche als Bischofskirche verwenden.

Vorher hatte nämlich der Bischof von Passau Oberösterreich in kirchlichen Belangen verwaltet und nun war der alte Passauer Bischof gestorben und Kaiser Joseph II., der Sohn von Maria Theresia, gründete nun einige neue Diözesen.

Aus aufgelösten Klöstern kamen noch besonders schöne Schmuckstücke hierher: das wirklich sehenswerte, kunstvoll geschnitzte Chorgestühl aus Stift Garsten und die Orgel aus Engelhartszell.

Kaiser Joseph II. löste nämlich alle Klöster, die keine Schule oder kein Krankenhaus betrieben, auf.

Anton Bruckner spielte auch in dieser Kirche regelmäßig Orgel – insgesamt 12 Jahre lang- und trug daher auch den Titel Domorganist.

1862 legte Bischof Rudigier den Grundstein für den neuen Dom. Aber es dauerte noch mehr als 60 Jahre, dass dieser fertig wurde. Solange blieb die Ignatiuskirche die Linzer Domkirche und nun gibt es eben neben dem neuen Dom auch noch den alten Dom.