Rundgang: Historische Rundfahrt durch Urfahr
Linzer Straße bis Wolfauerstraße
Wenn wir die Linzer Straße weiterfahren, entdecken wir etliche Trockenböden. An manchen Häusern sind heute noch unterhalb des Dachstuhls luftdurchlässige Lattenverschläge zu erkennen. Durch den ständigen Luftzug konnte die Wäsche schneller trocknen.
In den zwanziger Jahren entwickelte sich Steg zu einem Zentrum der Wäschereien. Für die industrielle Nutzung waren die Bäche vielfach ungeeignet, da sie nicht ständig über genügend große Wassermassen verfügten. Das weiche Wasser aus dem Mühlviertel eignete sich aber hervorragend als Waschwasser. So sind in der Höllmühlbachstraße und am Haselbach einige Trockenböden zu erkennen. In den zwanziger Jahren erhielt Steg den Beinamen „das Wäscherdorf von Linz“.
Wir radeln durch die Griesmayrstraße zur Pulvermühlstraße. Dieser Straßenname erinnert noch daran, dass es hier einst eine Pulvermühle gab. Am Höllmühlbach stand eine Papiermühle, in der unter anderem 1823 umfangreiche Bestände des Archivs der Stadt Linz eingestampft wurden. 1908 brannte die Papiermühle ab. Sie wurde nicht wiederhergestellt. Ende der zwanziger Jahre errichtete schließlich Karl Wozabal an ihrer Stelle einen Färbereibetrieb, der noch heute – mittlerweile zu einer chemischen Großreinigung erweitert – den Bach als Betriebswasser benutzt. Dieser Betrieb liegt an der Freistädter Straße bei der Abzweigung der Pulervermühlstraße.
Wir überqueren die Dornacher Straße und fahren die Jägerstätterstraße entlang bis zur Kirchmühlstraße. Hier entdecken wir einerseits wieder Trockenböden von noch bestehenden Wäschereien, andererseits sehen wir rechter Hand die Kirchmühlsäge, samt dem Wehrgang, der aus dem Haselbach abgeleitet wurde und das Wasserrad betreibt. Es empfiehlt sich ein Abstecher nach St. Magdalena. Sportliche können die Magdalenastraße hinauf zur Kirche und zur Pferdebahnpromenade radeln, weniger Sportliche lassen ihre Räder in der Wolfauerstraße stehen und benützen die Stiege. St. Magdalena und Steg wurden erst 1938 eingemeindet. Vorher war St. Magdalena ein kleines Bauerndorf. In den zwanziger Jahren gab es Überlegungen, den Steg den Linzern zu „schenken“, den Steg hatte sich zu einem roten Arbeiterdorf entwickelt und die schwarzen Bauern von Magdalena fürchteten einerseits, die Arbeiter womöglich erhalten zu müssen und dadurch überfordert zu werden, andererseits fürchteten sie um die politische Macht.
Die Pferdebahnpromenade ist ein Teil der Trasse der Pferdeeisenbahn Linz – Budweis. Bereits im Mittelalter gab es immer wieder Pläne, einen Moldau-Donau-Kanal zu errichten. Als dieses Vorhaben im Jahre 1807 wieder einmal in ein konkretes Stadium trat, schlug der Direktor des Prager Polytechnischen Instituts, Franz Josef von Gerstner, nach eingehenden topographischen Studien vor, eine Pferdeeisenbahn, wie sie bisher nur aus England bekannt war, zu bauen. Nach dem Wiener Kongress wurde das Projekt wieder aufgenommen und Gerstners Sohn Franz Anton damit betraut. Er erhielt nach einer Englandreise im Jahre 1824 das entscheidende Privileg zum Bau der K.k. Privaten Ersten Eisenbahngesellschaft. Im Jahr 1832 erreichte diese erste Pferdeeisenbahn des europäischen Kontinents Linz.
Gerstner, der inzwischen auch die Dampflokomotive in England kennengelernt hatte, die nach dem Innviertler Bauer Franz Jägerstätter benannt wurde, der 1943 als Wehrdienstverweigerer hingerichtet wurde, wollte seine Bahn auch für diese Technik konstruieren.
Damit verbundenen Kostenerhöhungen erschöpften aber rasch die Kassen der Gesellschaft. Nach vielfältigem Widerstand gegen sein Pläne resignierte Gerstner. Die weitere billigere Bauausführung mit großen Steigerungen und engen Kurvenradien im südlichen Streckenabschnitt bis Linz unter der Leitung von Matthias Schönerer verhinderte Jahrzehnte später eine Umstellung auf Dampfbetrieb.
Weit problemloser verlief 1834 bis 36 die Fortsetzung der Pferdeeisenbahn von Linz nach Gmunden. Dieser Abschnitt konnte schon 1855 auf Dampfbetrieb umgestellt werden. Die ganze Pferdeeisenbahn hatte damit eine Länge von 197 Kilometern erreicht. Ausschlaggebend für den Bau der Pferdeeisenbahn war der Transport des Salzes aus dem Salzkammergut, das bis dahin auf der Traun nach Linz Zizlau kam einerseits auf der Donau nach Niederösterreich und Mähren, andererseits auf den Landweg über Freistadt nach Böhmen gebracht wurde. Salz deckte etwa die Hälfte des Frachtaufkommens der Pferdeeisenbahn. Die zweite Hälfte verteilte sich auf Getreide, Eisen, Stein- und Braunkohle, Torf und Holz. Der jeweils von April bis Oktober eingerichtete Personenverkehr erlangte auf der Strecke Linz – Gmunden Bedeutung. Schon damals führen viele Touristen ins Salzkammergut. Für die Abwicklung des Verkehrs standen 800 Pferde, 762 Güter- und 59 Personenwagen zur Verfügung. Die aus Budweis kommende Bahn endete am Stationsplatz in Urfahr. Von hier aus führte ein Verbindungsgleis über die Donaubrücke in mehrere Gleise.
Wenn man von hier nach Süden blickt, sieht man die Feuerwache Nord und das Biesenfeldbad. Während der NS-Zeit standen südlich des Biesenfeldbades große städtische Arbeitslager.
Wir fahren nun die Wolfauerstraße Richtung Universität.
Nun ist es möglich, wieder nach Urfahr zurück zu fahren, oder zum Pleschingersee und den Donauradwanderweg fortzusetzen.