Rundgang: Historische Rundfahrt durch Urfahr
Petrinum bis Linzer Straße
Wir fahren nun die Knabenseminarstraße Richtung Freistädterstraße und kommen somit durch das Gelände der ältesten Ziegelei von Urfahr. Schon 1669 wurde die Greinerhofziegelei als Ziegellieferant für den Bau der Jesuitenkirchen in der Linzer Domgasse erwähnt. Das Ziegelmeisterhaus steht noch heute am Ende der Hauptstraße mit der alten Bezeichnung Pflaster 1, nunmehr Freistädterstraße 2. Im Haus ist unter anderen auch der Hofermarkt eingemietet. Das Betriebsgebäude samt Lehmgrube befand sich ursprünglich weiter oben in der Knabenseminarstraße, ungefähr dort, wo die Hörschingergutsstraße abzweigt. Im 19. Jahrhundert wurde der Betrieb weiter nach Westen in die Wischerstraße verlegt und der Lehm in Richtung zum Petrinum abgebaut. In den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde der Betrieb eingestellt und im südlichen Teil des Geländes die Wischerstraße durchtrassiert. Das restliche Areal wird heute durch die Greinerhofstraße aufgeschlossen. Der aufmerksame Betrachter erkennt sofort die Böschungen der ehemaligen Lehmgrube. Der Grund für die Betriebseinstellung war hier wie auch bei den übrigen Ziegeleigen, dass das Lehmvorkommen bis zur Grundgrenze abgebaut war.
Wir fahren nun die Freistädterstraße entlang. Ecke Wildbergstraße/Freistädterstraße steht die Friedenskirche. Diese Kirche wurde in den dreißiger Jahren von Peter Behrens und Alexander Popp, den berühmten zwei Architekten, die auch die Tabakfabrik entworfen hatten, konzipiert. Der Bau wurde allerdings erst nach dem Zweiten Weltkrieg vollendet und zwar in stark abgewandelter Form. Im Inneren der Kirche befindet sich ein Christus-König-Fresko von Max Weiler befindet. IN den letzten Jahren ist dieser Platz völlig neu gestaltet worden, um die Elemente von Alexander Popp und Peter Behrens wieder stärker zur Gestaltung zu bringen.
Wir fahren die Freistädterstraße weiter, links und rechts von uns befinden sich NS-Wohnsiedlungen. Näheres dazu siehe „Linie 1“.
In der Linken Brückenstraße biegen wir nach rechts ab Richtung Eisenbahnbrücke. Erst durch den Bau der Eisenbahnbrücke 1898 bis 1900 bekam die Mühlkreisautobahn Anschluss an das übrige Bahnnetz. Somit gelangte sie zu überregionaler Bedeutung. Die 361 Meter lange Fachwerkspannbrücke mit zwei Strompfeilern und drei Gitterträgern entwarf das Wiener Brückenbauunternehmen Emil Gärtner. Die Eisenkonstruktionen lieferten die Österreichisch Alpine-Montan Gesellschaft und die Prager Brückenbauanstalt. Fahrbahn und Gehsteige montierte der Wiener k.k. Kunstschlosser Anton Biro. Diese Brücke war im Februar 1934 Schauplatz des Bürgerkriegs umkämpft. Auf der Urfahranerseite befand sich der Schutzbund, auf der Linzer Seite das Bundesheer. Hier kam es zu einem besonders tragischen Zwischenfall, als ein Schutzbündler, der gerade beim Bundesheer war, zu seinen Gesinnungsgenossen robben wollte, wurde er von diesen nicht erkannt und von seinen Freunden erschossen. Eine Gedenktafel auf der Brücke erinnert heute noch an diesen Zwischenfall.
Vor der Brücke fahren wir Richtung Plesching, wir bleiben auf der Dammkrone. Dieser Hochwasserdamm wurde nach der Katastrophe von 1954 errichtet. Bereits Anfang Juli hatte es ergiebige Regenfälle gegeben und die Donau war erstmals stark angeschwollen. Am 7. Juli setzten abermals heftige Regenfälle ein. Die Donau stieg weiter an, und am 11.- Juli erreichte sie mit 9,62 Meter den Pegelhöchststand; das war 4 Meter über dem Normalwasserstand. Ein größeres Hochwasser hatte es im Verlauf der Linzer Geschichte nur im Jahre 1501 gegeben. Was sich in Zahlen so nüchtern ausdrückt, bedeutete in der Realität eine absolute Katastrophe. Ein Viertel des Stadtgebietes war überflutet worden. 8000 Menschen hatten ihre Wohnungen verloren, die Hälfte von ihnen für immer. Vor allem die Heilhamersiedlung östlich der Eisenbahnbrücke brach wie ein Kartenhaus zusammen. Die Bewohner dieser Siedlung konnten später in die von Schweden gespendeten Holzhäuser am Fuße des Gründbergs übersiedeln. Der Schaden betrug nach heutigen Maßstäben Milliarden. Nach dieser Katastrophe wurde beiderseits der Donau der Damm erbaut. In der Schleife der Autobahnbrücke sehen wir einen noch erhaltenen Turm der Schleife der Autobahnbrücke sehen wir einen noch erhaltenen Turm der maximilianischen Befestigungsanlage.
Nach den napoleonischen Feldzügen von 1800, 1805 und 1809, bei welchen Linz und Urfahr jedes Mal stark in Mitleidenschaft gezogen wurden, erwog Erzherzog Maximilian von Este um 1830 auf die Idee, die Stadt durch eine Befestigungsanlage sichern zu lassen. Das die gesamte Stadt umfassende konzentrische Wehrsystem umfasste 27 Normal- und 5 Segmenttürme sowie das Fort am Pöstlingberg. Die Außenmauern dieser Türme bestanden aus Naturstein, für die Zwischenmauern wurden jedoch Ziegel verwendet. Insgesamt wurden 12 Steinbrüche, mehrere Sandgruben und 14 Ziegelbrennereien neu eröffnet. Die Ziegelerzeugung übertrug man dem Unternehmer Grohe, der aus 14 Betrieben mit rund 200 Beschäftigten bis 1832 ca. 10,4 Millionen Ziegel lieferte. Neben Holz kam beim Ziegelbrennen auch Braunkohle aus dem Wolfsegg Trauntalrevier zur Anwendung. Der Bau der Befestigungsanlagen hatte für wenige Jahre rund 3000 Arbeiter und Arbeiterinnen, vor allem aus Böhmen, aber auch aus Italien, in und um Linz konzentriert. Die von Beginn an unrealistische und unzeitgemäße Anlage des verschanzten Lagers von Linz wurde bereits 1858 offiziell aufgelassen. In den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts wurden zwar einige Türme noch zur Internierung von türkischen Gefangenen benutzt, doch bald begann man, die Türme zu verkaufen, natürlich kaum um ein Hundertstel dessen, was sie seinerzeit gekostet hatten.
Wo der Diesenleitenbach zum Entlastungsgerinnen wird, biegen wir in die Linzer Straße ab. Seit dem Dammbau ist eine direkte Mündung der aus dem Mühlviertel kommenden Bäche in die Linzer Donau nicht mehr möglich. Links der Linzer Straße sehen wir das Stadtwäldchen mit dem Urnenfriedhof. Mitten im Urnenhein befindet sich die Feuerhalle, die 1928/29 von Julius Schulte und seinen Schülern Hans Arndt und Paul Theer entworfen wurde. Sie ist ein Beispiel expressionistischer Baukunst in Linz.