Rundgang: Die Linzer Altstadt
Rathaus, Hauptplatz 4-10
Das Rathaus
Nach dem großen Stadtbrand 1513/14 hören wir im Zusammenhang mit dem Wiederaufbau erstmals vom Rathaus. Aus dieser Zeit sind noch der achtseitige Eckturm mit der astronomischen Uhr und im Innern einige Räume mit spätgotischen Rippengewölben erhalten.
Um die Mitte des 17. Jahrhunderts wurde es mit dem Nachbarhaus zu einem sieben Fenster breiten Haus zusammengebaut. Die Gliederung der Fassade durch Pilaster – etwas hervortretende Halbpfeiler zwischen den Fensterachsen – stammt aus dieser Zeit.
Der Balkon über dem schlichten Hauptportal hat Geschichte gemacht. Hier segnete Papst Pius VI. vor 200 Jahren die Linzer, Adolf Hitler verkündete hier am 12. März 1938 den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich.
Ehrentletzbergerhaus, Hauptplatz 4
Dieses Haus gehört seit dem 16. Jahrhundert Handelsleuten. Die meisten Häuser rund um den Hauptplatz dienten damals Handelszwecken. Sie wurden zu Jahrmarktzeiten an auswärtige Händler vermietet. Bei diesem Haus erinnern noch die zwei Dachaufzüge, die man im Innenhof erblicken kann, an die alte Lagerfunktion.
Im dreiseitigen Arkadenhof sieht man ferner einen spätmittelalterlichen Hausbrunnen mit schmiedeeisernem Gitter.
Bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts holten die meisten Linzer ihr Wasser aus dem öffentlichen Brunnen. Bereits in der Mitte des 16. Jahrhunderts wurden öffentlich Wasserleitungen von St. Margarethen zu den beiden damals bestehenden Hauptplatzbrunnen gebaut. Durch die zahlreichen Senkgruben in der Stadt war der Untergrund verdorben und das Wasser daraus eine ständige Seuchengefahr. Vor rund 100 Jahren errichtete man eine öffentliche Wasserleitung, die Grundwasser aus der Welser Heide nach Linz brachte.
Im Ehrentletzbergerhof sind auch noch zwei Steinfiguren in je einer Nische an der Ost- und Westseite zu sehen. Gottvater und die Madonna mit dem Kind sind Ausdruck barocker Frömmigkeit.
Im Innenhof des Ehrentletzbergerhaus ist auch über einen Aufgang eine Hauskapelle zu erreichen, die aus der Zeit um 1630 stammt. Fresken und Reliefs zeigen die 3 Heiligen, die auch schon die Pestsäule zieren – Sebastian, Florian und Karl Boromäus, einige Details in den Reliefs sind durch Originalmaterialien wie einen Bogen sehr anschaulich gestaltet. Die Hauskapelle kann nach vorheriger telefonischer Anfrage beim Lokal „Alte Welt“ besichtigt werden.
Weiters beherbergt das Haus auch ein Theater mit verschiedenen Veranstaltungen, das sich im Kellergewölbe befindet.
Wenn man nun den Hof verlässt und sich nach rechts wendet, weht es steil bergauf. Das ursprüngliche Niveau des Hauptplatzes war so wie im Hofinneren; durch den Bau der Eisenbrücke 1870 und der Nibelungenbrücke 1940 wurde es allerdings beträchtlich erhöht, und vom ursprünglich leichten Gefälle des Platzes zur Donau hin ist nichts mehr zu merken.
Die Außenfront des Hauses mit zwei Runderkern auf muschelförmigen Schalen wurde im Zuge der Brückenkopfneuverbauung vereinfacht und durch eine Blendmauer erhöht.
Brückenkopfgebäude, Hauptplatz 5-9
Wegen des Baues der Nibelungenbrücke musste 1939 der gesamte Brückenkopf neugestaltet werden. Die Adlergasse sowie die Badgasse wurden zu Sackgassen. Die neoklassizistischen Monumentalbauten mit massiver Mauthausener Granitquaderung sind alles, was von der gigantomatisch geplanten Donauuferverbauung der NS-Zeit in die Tat umgesetzt wurde.
Im Finanzgebäude-West war lange Zeit die Neue Galerie der Stadt Linz untergebracht, heute befindet sich darin ein Teil der Linzer Kulturhochschule.
Hauptplatz 10
Interessant an diesem ehemaligen Handelshaus ist das aus dem 15. Jahrhundert stammende gotische Fenster mit den zwei grotesken wappenhaltenden Tieren. Vor allem das rechte Tier mit seiner rüsselartigen Schnauze und den Schwimmhäuten an seinen Füßen ist sehenswert.
Im Erdgeschoss ist ein Abguss eines römischen Grabsteins eingemauert. Er wurde bei Umbauarbeiten im vorigen Jahrhundert gefunden und erinnert an die römerzeitliche Besiedlung.
An den ungleichen Fensterachsen kann man erkennen, dass zwei Häuser zusammengebaut wurden.
Neben dem über alle Geschosse reichenden Erker ist noch die oben aufgesetzte Säulenloggia bemerkenswert.