Rundgang: Die Linzer Altstadt

Einleitung zum Rundgang

Linz beginnt

Seit der Jungsteinzeit ist der Linzer Raum kontinuierlich besiedelt. Keltische Wallanlagen standen auf dem Freinberg und auf dem Gründberg. Die Kelten dürften ihre Siedlung an der Donaukrümmung lentos genannt haben. Diese Namenswurzel übernahmen auch die Römer, die bereits um die Mitte des ersten nachchristlichen Jahrhunderts auf dem Gebiet des heutigen Landestheaters das Holz-Erde-Kastell Lentia errichteten. Es war Standort berittener Hilfstruppen und diente zum Schutz gegen die Germanen im Norden sowie zur Kontrolle der wichtigen Nord-Süd-Verbindung über die Donau. Die zugehörige Zivilsiedlung erstreckte sich im Osten bis zum Hauptplatz und zur Landstraße, im Süden bis zur Baumbach- und Bischofstraße. Während der Völkerwanderung lebten im Bereich des heutigen Linz vor allem Bajuwaren, aber auch Slawen und Awaren.

Mauern werden errichtet

Erst um 800 trat das heutige Altstadtviertel wieder ins Rampenlicht der Geschichte. In einer Urkunde über die Martinskirche wurde erstmals der Name linze erwähnt und der Ort als königlicher Stützpunkt während der Karolingerzeit nachgewiesen. Zu Beginn des zehnten Jahrhunderts war Linz, wie wir aus der Raffelstettner Zollordnung wissen, bereits Marktort und Stätte der Zollerhebung für die Donau herabkommende Salzschiffe. Auf der hochwassergeschützten Terrasse am Fuße des Schlossberges begann Linz zu wachen.
Eine Stadterhebungsurkunde von Linz ist nicht erhalten. Der Prozess der Stadtwerdung vollzog sich im 13. Jahrhundert unter den Babenbergern. Diese hatten Linz kurz nach 1200 den Haunspergern, einem Adelsgeschlecht aus Salzburg, abgekauft. Noch unter Herzog Leopold VI. kam es zur planmäßigen Erweiterung der Siedlung nach Osten. Der Hauptplatz in seiner heutigen Größe wurde angelegt, die Pfarrkirche neu errichtet und das Gebiet ummauert. In den Salzburger Annalen von 1236 wurde Linz anlässlich einer erfolglosen Belagerung des bayrischen Herzogs und des Bischofs als civitas – Stadt – bezeichnet. Bereits damals entstanden Vorstädte, einerseits entlang der Donau, wo vor allem die Handwerker, die das Wasser brauchten, siedelten, andererseits nach Süden entlang der Landstraße und der Herrenstraße. Aus dieser Zeit ist ein Stadtsiegel erhalten, ein Stadttrichter führte die Amtsgeschäfte.

Die Linzer Märkte

Die Linzer Maut, von den Kaufleuten am Kreuzungspunkt der Donau mit dem Nord-Süd-Handelsweg zu entrichten, wurde zur ertragreichsten Einnahmequelle der österreichischen Herzöge an der Donau. Aus dem Verkauf des salzburgisch-bayerischen Salzes nach Böhmen und aus dem Umschlag des von Niederösterreich nach Westen beförderten Weins entwickelte sich der Linzer Bürgerreichtum. Ein besonders gutes Geschäft waren die Linzer Märkte, der Ostermarkt und der Bartholomäusmarkt, im 13. Jahrhundert aus den Kirchweihfesten der Minoriten und der Stadtpfarrkirche entstanden. Der Einzugsbereich dieser beiden Märkte – man würde sie heute als Messen bezeichnen – reichte im Westen weit in den süddeutschen Bereich, im Norden bis nach Ostdeutschland und im Nordosten bis Polen.

Anfänge einer Residenz

Auf der Flucht vor dem vordringenden Ungarnkönig Matthias Corvinus wählte der Kaiser Friedrich III. Linz 1489 als Zufluchtsort. Trotz der Befreiung Wiens von den Ungarn verließ der greise Herrscher die Stadt nicht mehr. Der sich verschlechternde Gesundheitszustand des Kaisers dürfte einer der Gründe dafür gewesen sein. Eine Beinamputation überlebte er noch rund zweieinhalb Monate, ehe er am 19. August 1493 starb. Wo er in Linz gestorben ist (im Schloss oder im Kremsmünsterer Stiftshaus), ist nicht klar. Herz und Eingeweide wurden in der Linzer Stadtpfarrkirche beigesetzt.
Bereits am 10. März 1490 hatte Kaiser Friedrich III. den Bürgern die Wahl eines Bürgermeisters und die Verwendung roten Siegelwachses – was normalerweise nur den Landesfürsten zustand – gestattet.

Reformation und Gegenreformation

Wie fast überall in Europa bekannten sich auch in Linz immer mehr Menschen im 16. Jahrhundert zum Protestantismus. Die Glaubenrichtung der Wiedertäufer fand in Linz besonders viele Anhänger. Allerdings wurde ihr geistlicher Führer Wolfgang Branthueber mit mehreren seiner Anhänger hingerichtet.
Schon im 16. Jahrhundert gab es Gegenmaßnahmen von katholischer Seite, sie griffen aber erst um 1600, als sich mit der Ankunft des Jesuitenordens auch entsprechende Propagandisten in der Stadt niedergelassen hatten. Den unrühmlichen Abschluss fand die Reformationszeit durch den Oberösterreichischen Bauernkrieg.
Die Rekatholisierung wurde, unterbrochen lediglich durch einen Bauernaufstand im Jahre 1632, rasch vorangetrieben. Die alten Klöster des Landes erholten sich auf Kosten der niedergehaltenen Untertanen, neue Adelgeschlechter etablierten sich und schwelgten bei Jagd und Festen, es entfaltete sich eine barocke Pracht, von der natürlich auch die Landeshauptstadt profitierte. Die Fassaden des Hauptplatzes sind steingewordene Zeugnisse dieser Zeit. An der Landstraße und der Herrenstraße entstanden die barocken Palais des hohen und niederen Adels sowie zahlreich Stiftshäuser; der Brand der Vorstädte im Bauernkrieg hatte sozusagen das Terrain geebnet. Mehr denn je wurde Linz von Freihäusern durchsetzt.
Besonders Gepräge sollten der Stadt die vielen Klöster geben, die im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts errichtet wurden. So wie die Dominanz der Kirche im Stadtbild ihren sichtbaren Ausdruck fand, so einflussreich war sie auch im gesellschaftlichen Leben. In einer großen Anzahl von geistlichen Bruderschaften waren die Bürger eingeschrieben, die Erziehung ihrer Kinder lag nach der Aufhebung der protestantischen Landschaftsschule in den Händen der katholischen Geistlichkeit.