Rundgang: Linz an der Tramway

Entlang der Linie 1 von der Eisenbahnbrücke bis zur Nibelungenbrücke

Knapp vor der Eisenbahnbrücke fällt ein graues, nicht-rechtwinkeliges Haus aus der Gründerzeit auf. Seine extravagante Form kommt daher, dass zur Zeit des Hausbaus an dieser Stelle ein Polygonplatz geplant war, der aber später nicht mehr zur Ausführung gelangte. Die Straßenbahn kreuzt nun die Schienen der Eisenbahn. In hoffentlich naher Zukunft soll hier eine Verbindung zwischen Mühlkreis- und Eferdinger Lokalbahn über die Eisenbahnbrücke und Gruberstraße hergestellt und so eine Stadtbahn angelegt werden. Dies könnte die zahlreichen Pendler aus dem oberen Mühlviertel ermutigen, auf den öffentlichen Verkehr zum zusteigen.
In der Ferihumerstraße steht nun die neue Berufsschule, gleich anschließend daran befindet sich das Gymnasium Urfahr. Dazu ein kurioses Detail: Bereits in den Eingemeindungsverhandlungen von Urfahr nach Linz im Jahr 1919 war den Urfahranern der Bau eines Gymnasiums versprochen worden. Begonnen wurde erst 1969. Vorbei an der Dammverbauung von Perotti aus den sechziger Jahren kommen wir zur Wildbergstraße, wo sich im ausgehenden 19. Jahrhundert ein Zentrum der jüdischen Schnapsproduktion befand.
Wir fahren nun weiter Richtung Zentrum. Auf der linken Seite befindet sich der Urfahrer Friedhof. Bis vor kurzem hieß die Straße, die an diesem vorbeiführt, Friedhofstraße. Im Zuge der Donautor-Verbauung wurde in dieser Straße auch eine noble Seniorenresidenz errichtet, weshalb die Straße in Friedrichstraße umbenannt werden musste, damit niemand frühzeitig in der Friedhofstraße wohnt. An der rechten Seite passieren wir das Bezirksgericht Urfahr. Es wurde 1909 nach dem Abbruch des schräg über dem Hinsenkampplatz stehenden ehemaligen Stationsgebäudes der Pferdeeisenbahn, das von 1880-1897 noch als Pferdetramwayremise verwendet wurde, errichtet. Nachdem die Pferde ausgezogen waren, diente das alte Gebäude noch zehn Jahre lang den Kindern von Urfahr als erster Turnsaal.

Vorbei an der Jahnschule, der ersten Urfahraner Bürgerschule, für deren Errichtung Leopold Mostny, der Besitzer der Schnapsproduktion im ehemaligen Gstöttnerhof, die Gründe kostenlos zur Verfügung stellte. Obwohl er Ehrenbürger von Urfahr war, wurde der 102jährige ins KZ Theresienstadt deportiert. An der Rudolfstraße, wo einst das Hotel Achleitner, das Renommierhotel von Urfahr, stand, das während der Besatzungszeit die russische Kommandantur beherbergte, klotzt heute das U-Punkt-Center, in dem zahlreiche Geschäfte und Ärzte untergebracht sind.

Anschließend daran befindet sich das sogenannte Donautor, das erst zu Beginn der neunziger Jahre gegen erhebliche Bürgerproteste gebaut wurde. Damit ist Alt-Urfahr-Ost bis auf drei Alibi-Häuschen endgültig verschwunden. Auch die Stadtwerkstatt, eine nicht umstrittene, aber weit über die oberösterreichischen Landesgrenzen bekannte Kulturinitiative, die ursprünglich in Lagerräumen untergebracht war und ihr Quartier mit Zähnen und Klauen verteidigte, musste den ehrgeizigen Plänen einer großstädtischen Brückenkopfsanierung weichen.

Das AEC (Ars Electronica Center) ist ein weit über die Grenzen hinaus bekanntes Museum. Beim Prix ars electronica beteiligen sich jährlich die renommiertesten Computerkünstler aus aller Welt.

Gegenüber dem Donautor befindet sich das Neue Rathaus. Das zentrale Verwaltungsgebäude wurde zu Beginn der achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts gebaut.
Jetzt arbeiten zirka 900 Magistratsbeamte darin, ein Großteil der Linzer Ämter ist hier zu finden. Obwohl manche Urfahraner den verlorengegangenen Objekten nachtrauern, gilt das Neue Rathaus doch als architektonisch gelungenes Beispiel eines großen Verwaltungsgebäudes.