Die Straßenbahnverwaltung musste, weil damals die Verzehrungssteuer und die Brückenamut am Donau-Brückenkopf eingehoben wurden, an den Pächter des Mautgebäudes eine bedeutende Abgabe leisten. Eine Fahrt von Urfahr bis zum Volksgarten kostete damals zehn Kreuzer, bis zum Bahnhof zahlte man 15 Kreuzer. 1895 wurde die Straßenbahn bis zum Mühlkreisbahnhof verlängert. In diesem Jahr wurde auch erstmals mehr als eine Million Fahrgäste befördert. Damals entstanden Überlegungen, die Bahn auf elektrischen Betrieb umzustellen, weshalb ein Electricitäts-Consortium gegründet wurde. An der heutigen Lederergasse entstand ein Dampfkraftwerk, das Strom nicht nur für den Straßenbahnbetrieb liefern sollte. Am Nachmittag des 5. Juli 1897 unternahm ein Motorwagen der neuen, vielbestaunten Elektrischen Probefahrten. Das Warnsignal der Pferdebahn war ein Pfiff, die elektrische Bahn gab Glockensignale. Dieses neuartige Geräusch machte die Linzer auf die ersten elektrischen Wagen aufmerksam. Die Fenster belebten sich, aus allen Läden und Häusern kamen die Leute hervor, die Menschen staunten und die Pferde scheuten.
Für die erste Fahrt am Samstag, dem 31. Juli 1897, standen in der Remise Urfahr drei mit Eichenlaub und Fähnchen festlich geschmückte Triebwagen bereit. Auch die Kontaktstangen waren mit Eichenlaub umwunden und an ihrer Spitze war ein Fähnchen befestigt. Um zehn Uhr bestieg Dr. Beurle die Plattform eines Triebwagens, begrüßte die geladenen Gäste und ersuchte sie, zur Eröffnungsfahrt der elektrischen Straßenbahn einzusteigen. Um 10.15 Uhr fuhr unter dem Krachen des Donners der erste Wagen aus der Remise. In Urfahr sowie auf dem Hauptplatz und auf der Landstraße hatte sich trotz strömenden Regens zahlreiches Publikum eingefunden. Bald nach dem Einlaufen der Festwagen in die Remise, etwa um 11.15 Uhr, fuhren auch schon die ersten Wagen hinaus, die dem allgemeinen Verkehr zu dienen hatten. Schon am ersten Tage benütze das Publikum bei dem herrschenden Unwettern gern die elektrischen Wagen.
Anfangs standen elf Motorwagen zur Verfügung. Angesichts der geringen Fahrgeschwindigkeit – zehn Stundenkilometer – war das Auf- und Abspringen während der Fahrt gestattet.
Im Dezember 1902 wurde der öffentliche Verkehr Linz-Kleinmünchen aufgenommen. 1914 eröffnete man auch die M-Linie zwischen Waldeggstraße und Weißenwolffstraße. Der Bau dieser Bahn war erst durch den Mozartstrassendruchbruch möglich geworden. Beim Bau ergaben sich bald Schwierigkeiten, weil nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges ein Großteil der beschäftigten Facharbeiter zum Militärdienst einberufen wurde. 1967 wurde die M-Linie auf Busbetrieb umgestellt.
1915 wurden gut 100 Frauen, davon elf als Wagenführerinnen und 69 als Schaffnerinnen, aufgenommen, die Männer waren an der Front. Doch nicht nur die Anzahl der weiblichen Bediensteten – 1917 arbeiteten 233 Frauen neben 236 Männern für die Straßenbahngesellschaft – erreichte im Ersten Weltkrieg Rekordhöhe, sondern auch die Zahl der beförderten Personen. Infolge mehrerer Fahrpreiserhöhungen im Zuge der galoppierenden Inflation gingen die Benützerzahlen in den zwanziger Jahren deutlich zurück.
1928 nahm die Linzer Elektrizitäts- und Straßenbahngesellschaft (ESG) den Autobusbetrieb auf, die ersten Busse fuhren vom Volksgarten ins Franckviertel, vom Hinsenkampplatz nach Katzbach und zum Jäger im Tal sowie vom Taubenmarkt auf den Freinberg.
In den dreißiger Jahren gingen die Benützerzahlen wegen der allgemeinen schlechten wirtschaftlichen Lage und des Ausbleibens der deutschen Urlauber stark zurück. Seit März 1938 gilt auch für die Straßenbahn die Rechtsfahrordnung.
Die Personenkontrolle auf der Brücke während der Besatzungszeit verzögerte den Verkehr erheblich. Die Zunahme des Individualverkehrs in den sechziger Jahren brachte einen Rückgang bei den ESG-Passagieren. Erst die Fortsetzung der Linie 1 bis Auhof 1979 lockte wieder mehr Leute in die Straßenbahn. In den achtziger Jahren wurde diese Linie in den neuen Stadtteil Auwiesen fortgeführt.